Nutzung unserer Produkte immer wieder verändern. Hier stellen
wir uns immer wieder die Frage: Rechtfertigen neue Bedürfnisse
die Herstellung eines neuen Produkts oder können wir die Nutzung
eines existierenden Produkts erweitern? In diesem Zusammenhang
verwenden wir gern den Begriff „ethisches Design“. Ein gutes
Beispiel hierfür ist das Sofaprogramm S 5000 aus dem Jahr 2006:
Mit Blick auf das Bedürfnis nach Rückzugsbereichen in offenen
Raumstrukturen wie Großraumbüros oder Hotellobbys, aber auch
in Wohnbereichen mit weitläufigen Loft-Strukturen haben wir
Paneel-Elemente entwickelt, die selbst an vorhandene S 5000-Sofas
angebracht werden können und so das Produkt für diese neue
Nutzung qualifizieren und optimieren. So wurde das S 5000
evolutionär erweitert zum Programm S 5000 Retreat.
Thonet-Entwürfe werden zahlreich kopiert. Verärgert Sie das oder
macht es Sie auch ein bisschen stolz?
Ruf: Es ist natürlich ärgerlich. Und wir gehen auch juristisch immer
wieder erfolgreich gegen Kopierer vor. Gleichzeitig ist eine Kopie
natürlich der beste Beweis, dass im Original etwas Besonderes
geschaffen wurde.
Welche Designikone ist Ihr liebstes Alltagsobjekt?
Ruf: Das ist bei Thonet keine einfache Frage. Ich schwanke
zwischen dem Bugholzstuhl 209, dem Le Corbusier schon etwas
„Vornehmes“ zusprach, und dem Freischwinger S 32, in welchem
Marcel Breuer die Geschichte von Thonet elegant mit der Bauhaus-
Moderne verwoben hat. Darüber hinaus begeistert mich natürlich
immer der Entwurf, an dem wir aktuell arbeiten, besonders.
Wenn Sie mit Designer:innen heute ein neues Produkt entwickeln,
haben Sie dann immer den Anspruch, dass es irgendwann
ebenfalls als Ikone gilt? Was ist Ihnen sonst wichtig, wenn es
um die Neuentwicklung von Produkten geht?
Ruf: Ich würde unterstellen, dass keines der Produkte, die wir
heute als Ikonen oder Klassiker kennen, mit einer solchen Intention
entworfen wurde. Auch ist bekannt, dass einige in ihrer Zeit
nicht erfolgreich waren und erst später entdeckt wurden – ähnlich
kennt man es auch aus der Kunst. Man darf aber durchaus die
Intention haben, etwas Gutes zu machen. In allen Produkten sehen
wir immer die DNA des Unternehmens, sei es durch gestalterische
Feinheiten, die Materialauswahl oder die perfekte Verarbeitung.
Umso erfreulicher ist es, wenn die Zeit dann zeigt, dass es gelungen
ist, eine Haltung einzufangen, und dass das Produkt zu einer Ikone
geworden ist. Das scheint zuletzt beim Holzstuhl 118 von Sebastian
Herkner gelungen zu sein: ein Entwurf mit direkten Bezügen zu
bestehenden Entwürfen aus dem Thonet-Portfolio, der sich heute
als junger Klassiker im Markt etabliert hat und über die Zeit um
weitere Ausführungen ergänzt wurde. Eine frische Produktfamilie
also, die heute schon das Potenzial hat, sich als eine junge
Thonet-Ikone zu etablieren.
products? We call this “ethical design”. A good example of this is
the S 5000 sofa range from 2006: in order to adapt to the new
need for privacy and retreat in open spaces, such as open-plan
offices, hotel lobbies or also in open living spaces such as lofts,
we developed panel elements that customers themselves can
attach to the existing S 5000 sofas. This development allowed
the product to optimally meet this new need. And so the S 5000
evolved into the S 5000 Retreat range.
Thonet designs are frequently copied. Does that annoy you or
make you a little bit proud?
Ruf: It is, of course, annoying. And we have always been successful
in taking legal action against companies that just copy our
products. At the same time, of course, imitation is the sincerest
form of flattery.
Which design icon is your favourite everyday object?
Ruf: With Thonet, that is not an easy question. I’m torn between
the bentwood chair 209, which Le Corbusier remarked “possesses
nobility”, and the S 32 cantilever chair, in which Marcel Breuer
elegantly wove Thonet’s history together with Bauhaus modernism.
Beyond those, I’m also always particularly excited about the
design we are currently working on.
Today, when you work with designers to develop a new product,
are you always thinking about creating another iconic piece?
What else is important to you when it comes to the development
of new products?
Ruf: I would assume that none of the products we know today
as icons or classics were actually created with that intention.
Many of them were not even successful in their time and were
only appreciated much later – as is often the case with art. But
of course you can work with the intention of creating something
good. We see the DNA of our company in all of our products,
whether it’s in the fine detail of the design, the materials we use,
or the perfect craftsmanship. It is all the more gratifying then
when time shows that a design successfully captured a mood and
that the product has become iconic. This seems to be the case
with the 118 wooden chair by Sebastian Herkner: a design with
direct ties to the existing designs in the Thonet portfolio that
has established itself on the market as a young classic and that
has been expanded over time with the launch of new versions.
In other words, a fresh product family that already has the potential
to establish itself as a new Thonet icon.
LOUNGE CHAIR
S 35
49
THONET 20–22