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Mastery
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Maestrie
beigetragen haben.
Das bedeutet nicht, dass
die Marke als Konzept obsolet
geworden ist. Im Gegenteil.
Was heute immer deutlicher
als überholt erscheint, ist
die Herangehensweise, mit
der viele Unternehmen ihr
Image aufgebaut haben.
Von der Leidenschaft, dem
Einsatz und dem Know-how zu
erzählen, die die Entwicklung
von Produkten wie Mite erst
möglich gemacht haben, und
diese Elemente weiter in den
Vordergrund zu rücken, ist in
der heutigen Möbelindustrie
von entscheidender Bedeutung
für den Wert eines Produkts in
seiner Gesamtheit. Der Vorhang
hebt sich. Die Szene erwacht
zum Leben.
Es gilt eine neue Geschichte
zu erzählen. Nein, nicht eine,
sondern viele. Denn jedes
Produkt, das Foscarini auf
den Markt gebracht hat, hat
Phasen der Unsicherheit, Fehler
und Fehlschläge hinter sich.
Phasen, die es wert sind, der
Öff entlichkeit vorgestellt zu
werden – sind sie doch Teil
des Erfahrungsschatzes und
damit der Geschichte eines
Unternehmens sowie Zeugnis
der Sorgfalt und Leidenschaft,
mit der ein Unternehmen seine
Produkte fertigt.
Handwerkskunst und
zeitgenössisches Design
Rodolfo Dordoni war von
1988 bis 1993 Art Director von
Foscarini. Eine kurze Zeit, um
der Produktion in ihrer ganzen
Komplexität eine einheitliche
Richtung zu geben, aber
dennoch lang genug, um einige
Projekte zu entwickeln, die
den Weg des venezianischen
Unternehmens kennzeichnen
würden. Es ist die Zeit, in der
Teile der Lichtbranche bereits
neue Strategien umsetzen
und sich auf dem Markt mit
starken und innovativen
Entscheidungen behaupten.
Unternehmen wie Vistosi und
Barovier&Toso hatten bereits
ihre eigene Handschrift. Eine
individuelle Handschrift,
die Foscarini noch fehlte.
Man benötigte ein Produkt,
das der Arbeit des
Unternehmens eine Richtung
geben und ein klares Signal
an den Markt senden konnte.
Die von Rodolfo Dordoni
entwickelte Leuchte Lumiere
repräsentiert daher das
ästhetische Manifest von
Foscarini und eröff net ein
bedeutendes Kapitel in der
Geschichte des Unternehmens.
Der Entwurf zu Lumiere
entsteht im Jahr 1990, in
Zusammenarbeit mit dem
Unternehmen Vetrofond,
das kurz zuvor von Murano
auf das venezianische Festland
umgezogen war.
Der Tradition der Glasbläserei
eng verbunden, möchte
Foscarini sein Gespür für
den Puls der Zeit mit einem
Entwurf unter Beweis stellen,
der die charakteristische
Poesie von mundgeblasenem
Glas mit moderner Technologie
verknüpft. Die Idee nimmt
in Form einer einfachen
Skizze Gestalt an: ein „Hut“
aus mundgeblasenem
Glas auf einem Gestell aus
Aluminiumdruckguss.
Von der Idee zur Entwicklung
des Produkts dauert es
nicht lang. Das Endprodukt
verbindet zwei Welten – die des
traditionellen Handwerks, durch
den Bezug zur venezianischen
Tradition der Glasbläserei,
und die der Industrie, durch
den Einsatz von innovativem
Aluminium. Der Trend wies in
Richtung einer Ästhetik, die
verstärkt auf dem Einsatz neuer
Werkstoff e beruht, erzählt
Dordoni. Foscarini schlägt
eine Brücke zwischen zwei
unterschiedlichen Welten und
stellt eine originelle Balance
her, die zum charakteristischen
Merkmal eines immer noch
erfolgreichen Projekts wird.
Zwanzig Jahre später
erfährt die Leuchte ein
Restyling, wieder federführend
geleitet von Rodolfo Dordoni.
Es ist die Gelegenheit, eine
neue Reihe innovativer
Varianten zu entwickeln, von
denen sich einige explizit an
ein Nischenpublikum richten.
Neue farbliche Ausführungen
entstehen, eine Variante
mit verspiegeltem Glas wird
eingeführt, Proportionen und
Optik werden für die Modelle
XXS und XXL angepasst.
Ziel ist es nicht, eine neue
Leuchte zu entwickeln,
sondern derselben Leuchte
einen neuen „Touch“ zu
verleihen. Der Zeitgeist weist
nun in eine andere Richtung
als beim Ursprungsentwurf.
Im Mittelpunkt stehen jetzt
handwerkliches Know-how
und die erkennbar hohe
Qualität der Verarbeitung,
die Vetrofond auszeichnet.
Die Ursachen für diese
Entwicklung liegen in einer
Sensibilisierung des Markts
begründet, der große Umbrüche
erlebt. Im Gegensatz zu
früher suchen Käufer von
Leuchten nun ein Produkt,
das auf ehrliche Weise seine
spezifi schen Eigenschaften
und seinen kulturellen Bezüge
erkennen lässt. Das bedeutet
jedoch nicht unbedingt, dass
nur von Hand gefertigte
Produkte gesucht werden,
wie auch Dordoni betont:
„Der Markt verlangt ein
Produkt, das ein Gefühl
vermittelt, häufi g mit Details
und Besonderheiten verknüpft,
die auf eine handwerkliche
Fertigung zurückzuführen sind.“
Es ist eine Frage der Ehrlichkeit.
Es muss kommuniziert werden,
welche Rolle handwerkliche
Verarbeitung für die Fertigung
des Produkts spielt und auf
welche Weise dieser Aspekt
für den geschulten Blick
erkennbar wird.
Qualität im Wandel
Ein neues Konzept von
Qualität. Ausgangspunkt
für eine der zentralen
Herausforderungen in der Welt
des italienischen Designs:
Vor diesem Hintergrund ist
Italien aufgerufen, einen
entsprechenden Wertekanon
zu entwickeln. Jahrelang
richteten italienische
Unternehmen ihren Blick
nach Deutschland, wenn
es um Qualität im Sinne
einer strengen Einhaltung
technischer Standards ging.
Heute haben viele italienische
Hersteller die entsprechenden
Standards längst erreicht
und auf der Möbelmesse in
Köln präsentieren sich die
Produzenten des „Made in
Italy“ inzwischen selbstbewusst.
Doch die italienischen
Unternehmen sind aufgerufen,
mehr zu bieten. Mit qualitativ
hochwertigen Produkten, die
Emotionen vermitteln, den
kulturellen Wert von Know-
how kommunizieren und eine
empathische Verbindung von
verschiedenen Lebensstilen und
sozialen Modellen ermöglichen.
Wie können wir die
Vorstellung von Qualität als
Ergebnis von Standardisierung
überwinden und ein Konzept
schaff en, das Qualität auch
als Bezugspunkt für soziale
und kulturelle Beziehungen
versteht? Die Diskussion
ist nicht neu. Einige dieser
Themen standen bereits
vor über hundert Jahren im
Zentrum der Überlegungen der
Arts-and-Crafts-Bewegung,
die das gesamte vergangene
Jahrhundert mal mehr, mal
weniger stark prägten. John
Ruskin und William Morris
waren der Ansicht, dass
sich Qualität nicht auf die
schlichte Einhaltung exekutiver
Parameter beschränkt,
sondern dass sie vielmehr
mit der Aufwertung durch die
Subjektivität des Herstellers
in Verbindung steht, mit der
Möglichkeit, eine lebendige
und intensive Verbindung
mit der individuellen
Sensibilität und Kultur des
Produzenten eines bestimmten
Erzeugnisses herzustellen.
Ein Bildhauerlehrling, der auf
der Baustelle einer gotischen
Kathedrale arbeitete, hinterließ
mit seinem individuellen
Stil bei der Feinbearbeitung
eines Wasserspeiers
persönliche Spuren seiner
Beteiligung an einem großen
Gemeinschaftsprojekt.
Wenn wir diese Kathedralen
betrachten, sehen wir ein Volk
in Bewegung, eine Gruppe von
Menschen, die sich an einer
gemeinsamen Anstrengung
beteiligt, die über den Wert
der individuellen Beiträge
hinausgeht, und diese dennoch
miteinbezieht und respektiert.
Die italienischen Hersteller
sind aufgerufen, auf dieselbe
Weise die Inspirationen und
Fähigkeiten der verschiedenen
Akteure nach vorne zu bringen,
die in die Fertigung einer
Leuchte, eines Schranks oder
einer Küche involviert sind.
Die gesamte Produktionskette
muss in der Lage sein,
den Zeichen dieser
Ausdrucksfähigkeit Raum zu
bieten und sie dem Markt
in verständlicher Form zu
präsentieren. Insbesondere
der Designer hat die Aufgabe,
diesbezüglich einen gewissen
„Spielraum“ zu gewähren,
ohne dass dadurch jedoch
der Produktionsprozess
und die Qualität des
Gesamtergebnisses
beeinträchtigt werden.
Auch in anderen Bereichen
ist dieser Anspruch an Qualität
zu einem charakteristischen
Merkmal des Produkts
geworden. In der Welt der
Mode und Luxusartikel wurde
der Verweis auf das Handwerk
zum Instrument der Wahl,
um den häufi g überraschend
hohen Preisunterschied
zu rechtfertigen. Große
Luxusmarken haben gelernt,
die spezifi schen Kompetenzen,
die für ihre Produktion
Voraussetzung sind, in Szene
zu setzen. Aus diesem Grund
förderten sie gezielt das
wiederauffl ammende Interesse
für handwerkliche Arbeiten
und trugen dazu bei, die
wirtschaftliche und soziale
Rolle des Handwerks neu zu
denken. In vielen Fällen ging
dieses Engagement über den
Wirkungskreis des einzelnen
Unternehmens hinaus.
Man unterstützte Schulen,
Ausstellungen, Stiftungen, die
dazu beigetragen haben, den
Wert von handwerklichem
Know-how neu zu entdecken
und ein Qualitätskonzept zu
vermitteln, das auf menschliche
Kompetenzen abstellt.
Wenn heute viele Modehäuser
und Luxusmarken ihre Produkte
zu sehr hohen Preisen anbieten
können, dann deshalb, weil
in den vergangenen Jahren
der Zusammenhang zwischen
Stil, Designentwicklung und
Know-how erneut ins Blickfeld
gerückt ist.
Aufgrund der Tradition der
italienischen Designindustrie
ist diese Strategie in diesem
Bereich nur schwer umsetzbar.
Der Beitrag des handwerklichen
Know-hows dient hier nicht
dazu, eine höhere Qualität
zu rechtfertigen, sondern
vielmehr als Zeugnis der
besonderen Fähigkeit
italienischer Hersteller, Vielfalt
und individuelle Lösungen
anzubieten. Und zwar durch
die bewusste Kombination
der Ergebnisse industrieller
Standardisierungsverfahren
und der individuellen Beiträge
Einzelner.
So muss die Evolution der
Welt des Designs Hand in Hand
mit der Weiterentwicklung
jener kleinen und mittleren
Unternehmen erfolgen, die als
Zulieferer agieren. Dabei gilt
es, Elemente eines rationalen
Managements ebenso wie
erkennbare Elemente einer
handwerklichen Verarbeitung
zu fördern. Es gilt, eine digitale
Kultur zu entwickeln, die mit der
Zeit geht und den menschlichen
Beitrag auf wirtschaftlich
nachhaltige Weise erhält.
Je mehr von Design gefordert
wird, Details zu beinhalten,
die von Expertenhand gefertigt
werden können, umso mehr
werden die Unternehmen und
Zulieferer der Designbranche
dazu angehalten sein, ihre
Verarbeitungsprozesse zu
überdenken. Es geht darum,
die Automatisierung und
digitale Rationalisierung
voranzutreiben und
zugleich die Erfahrung
und manuelle Kompetenz
traditioneller Handwerker
weiterzuentwickeln. Es ist
wahrscheinlich so, dass wir uns
mit einer hoch entwickelten und
organisierten Handwerkskunst
internationale Wertschätzung
sichern können. Sie ist das
zentrale Element in der
Planung und Organisation
einer alternativen Form der
Produktion. Sie ist unsere
größte Stärke, aber vielleicht
defi niert sie auch unsere
Grenzen.
Eine Ästhetik der Vielfalt
„Als wir mit dem Projekt
begannen, aus dem später
die Leuchten der Serie
Rituals entstehen sollten,
dachten wir zu allererst an
eine Empfi ndung.“ Wenn
Roberto Palomba von der
Entwicklungsgeschichte
einer der erfolgreichsten
Foscarini-Leuchten erzählt,
erinnert er an die gewaltige
kreative Vorstellungskraft, die
dafür erforderlich war, und
wie daraus nach zwei Jahren
Arbeit ein raffi niertes Objekt
aus Glas entstand. Ziel war es,
eine Leuchte zu entwickeln, die
ein lebendig wirkendes Licht
verströmt. Die uns im Alltag
zu Hause begleitet und uns
die Sorgen der Welt vergessen
lässt. Ein vibrierendes Licht,
wie es nur mit Glas möglich ist.
Der Weg bis zur
Fertigstellung des Prototyps
war nicht einfach.
Die ursprüngliche Idee erhielt
Unterstützung durch die
Erfahrung von Giancarlo
Moretti, dem Gründer und –
bis heute – Geschäftsführer
von Vetrofond. Die Rillen der
Leuchte sollten das Licht
durchscheinen lassen, um der
ursprünglichen Idee gerecht
zu werden. Auch die Wahl
der Farbe – Weiß – stellte
eine Herausforderung für die
Fertigung des Prototyps und die
anschließende Serienproduktion
dar. Und schließlich mussten
die Form und die weiteren
Bearbeitungsschritte so
gestaltet sein, dass der
Marktpreis der Leuchte für
eine breite Masse potenzieller
Käufer leistbar blieb. Das
Ergebnis war Rituals. Seit 2013
führt Foscarini die Leuchte nun
im Programm – das Ergebnis
eines off enen Dialogs unter
Akteuren mit demselben Sinn
für Qualität.
Was bei Giancarlo Moretti
beeindruckt, ist seine Fähigkeit,
Handwerk und Management
miteinander zu verbinden,
handwerkliches Know-how
und Kostenbewusstsein.
Die Glasbläserei in Casale sul
Sile ist ein magischer Ort, an
dem Glasbläsermeister und ihre
Assistenten – die Serventi und
Serventini – zwischen den Öfen
und Plätzen umherschwirren
wie in einem ewigen Tanz.
Man fragt sich, wie so viele
Personen auf so beengtem
Raum arbeiten können, ohne
sich gegenseitig zu behindern.
Dieser „Tanz“ der Männer und
Glasstäbe, der selbst diejenigen
fasziniert, die mit dem Alltag
in einer Glasbläserei vertraut
sind, ist alles andere als ein
Durcheinander.
An jedem Arbeitsplatz
fi ndet sich ein Handwerker,
der auf einige bestimmte
Verarbeitungsformen
spezialisiert ist, um die
persönlichen Fähigkeiten eines
jeden Einzelnen optimal nutzen
zu können. Und hier und dort
fi nden sich auch unerwartete
technologische Neuerungen,
die den Mitarbeitern repetitive
Arbeiten ohne besonderen
Mehrwert abnehmen.
Giancarlo Moretti ist
mit Vetrofond in gleich zwei
Bereichen absolut führend.
Er ist sich bewusst, dass das
Know-how des Unternehmens
ein Versprechen für Hersteller
darstellt, die ein innovatives
Produkt entwickeln möchten.
„Wenn wir bei Vetrofond in
einem Jahr 100 Entwürfe für
neue Projekte erhalten, dann
setzen wir 98 davon auch um.
In anderen Glasbläsereien