Charlotte Perriand war gleichzeitig Architektin,
Stadtplanerin und Designerin. Zusammen mit
den Avantgarde-Architekten der 30er Jahre war
sie neben Le Corbusier und Pierre Jeanneret im
Rahmen der CIAM (Internationalen Kongresse
Moderner Architektur), welche die berühmte
Charta von Athen, die “Bibel” aller Stadtplaner
der Nachkriegszeit hervorbrachten, an der
konzeptuellen Revolution der modernen Stadt
beteiligt. Gleichzeitig widmete sie sich mit ebenso
großem Erfolg der Fotografie. Wie alle Genies
der Moderne brachte sie ihre Begabung in vielen
kreativen Bereichen zum Ausdruck, wobei sie darauf
achtete, dass jeder Ausdrucksbereich in einer Art
Synthese der Künste vom Erfahrungsreichtum und
den Fortschritten der anderen zehren konnte.
Als Wegbereiterin moderner Innenarchitektur
konzipierte sie Wohnraum wie eine Stadt im
Kleinformat mit Bereichen, in denen man zur
täglichen Erholung zusammenkam, umherlief,
sich die Zeit vertrieb, entspannte und der Hygiene
widmete. Sie war eine Stadtplanerin für Wohnraum,
der es darum ging, jedes Element in ein kohärentes
Ganzes einzufügen und so den “Raum zum
Singen zu bringen”, wie sie es zu sagen liebte.
Ein Tisch ist in gewisser Weise die kleine “Piazza”
einer Ortschaft, ein Ort der Begegnung, der sich
an die Zahl der Tischgäste anpassen lässt. Im
ausziehbaren Tisch “Ospite” kommt dies zum
Ausdruck. In geschlossenem Zustand bietet er
Platz für fünf Personen. Geöffnet können bequem
neun Personen daran Platz nehmen. Der Tisch
Ventaglio hat bequem Platz für fünf Gäste, die
sich gegenüber sitzen, mit einer Stirnseite, die als
Servicebereich dient, bei Bedarf finden jedoch
auch neun Personen Platz. Dieser Tisch ist auch
ein komfortabler Schreibtisch für vier Personen,
wobei die Stirnseite für Computer und persönliche
Unterlagen bestimmt ist.
“Ich entwerfe nie ein Möbelstück als reines
Möbelstück, sondern als architektonisches
Volumen für einen bestimmten Bedarf; dabei
berücksichtige ich die Gesten, die Technik und die
Harmonie des Raumes. Über den Zweck hinaus,
für den es bestimmt ist, dient ein Möbelstück auch
dazu, mit der Hand oder dem Blick berührt zu
werden”, pflegte Charlotte Perriand zu sagen.
Bücherregale und Behälter-Möbel, deren Struktur
wohl proportionierten minimalistischen Gebäuden
gleicht, werden in kleinstem Volumen entworfen,
um den Raum zu befreien und die Hand auf der
richtigen Höhe und am richtigen Platz zu den für
den Alltag notwendigen Gegenständen zu führen.
Das Bücherregal Plurima kann gegen eine Wand
gestellt oder als Raumteiler in der Mitte eines
Zimmers platziert werden, frei stehen oder an
einen Tisch bzw. Schreibtisch gelehnt werden.
Schiebetüren aus Aluminiumblättern gestatten es,
je nach Geschmack Bücher oder Gegenstände
zu verstecken oder aufzuwerten und sie jederzeit
griffbereit zu haben. Der Behälter Riflesso, der
auf Füße oder an eine Wand montiert werden
kann, verbirgt hinter seinen Türen Regalbretter mit
Trennwänden, die wie das Innere eines Service-
Gebäudes entworfen wurden und sich dem
jeweiligen Aufbewahrungszweck anpassen. Die
geschmeidigen und strengen Formen großer
Eleganz ziehen den Blick sofort schwerkraftmäßig
auf sich.
Einer der Hauptgedanken von Charlotte Perriand
war es, “eine Leere in der Wohnung zu schaffen”,
damit alle in einer Zeit voll unnützer Gegenstände
in ihrem Leben wieder zu Kräften kommen und
nachdenken können.
Ein Stuhl von Charlotte Perriand ist ein Schlupfwinkel
für den Körper, eine geöffnete Hand, die ihn
aufnimmt. Der Stuhl Ombra, einer der Design-
Meisterwerke des 20. Jh., leicht und stapelbar,
stellt gleichzeitig eine grafische Geste im Raum und
eine Skulptur für den Körper dar. Die Rückenlehne
begleitet die Form der Lenden wie eine diskrete
Handfläche. Der großzügiger und männlicher
gestaltete Sessel Ombra wurde hingegen für
Momente der Entspannung entwickelt.
Charlotte Perriand, die Fernand Léger, Juan Miro
und Alexandre Calder nahe steht, hat Möbelstücke
geschaffen, die “nützliche” Kunstwerke sind. Ihre
Möbelstücke enthalten dieses Element rätselhafter
Ewigkeit, welche sie der Familie der modernen
Skulptur zuordnen, obwohl sie ausgesprochen
zweckmäßig sind.
Die niedrigen Tische Accordo und Plana spielen mit
den Urformen von Rechteck und Kreis, um so ein
unerwartet plastisches Erlebnis zu schaffen; dabei
werden die normalerweise senkrechten Seiten
nicht nur deshalb gekippt, um ihnen Schwung
und einzigartige Poesie zu verleihen, sondern um
zu einer Streichelbewegung der Hand zu verleiten
und den Blick gefangen zu halten. Das niedrige
Tisch Accordo auf einem lebhaft bunten Teppich
erinnert an einen riesigen, vom Wind polierter
Stein, der am Strand gefunden wurde.
Charakteristisch für die Möbel von Charlotte
Perriand sind außerdem ihre Beweglichkeit,
Leichtigkeit und Freiheit. Sie haben häufig
mehrere Funktionen. Die niedrigen Tische Petalo
verschließen sich unter- und übereinander und
öffnen sich je nach Bedarf im Raum. Sie lassen
sich übereinanderstellen oder in zahlreichen
Kompositionen anordnen. Die niedrigsten können
als Hocker dienen. Die lebhaften Farben und die
Formen der Tischplatten erinnern an ein Möbelstück
ihres Freundes Calder. Die Sitzbank Refolo
eignet sich für ein bequemes und modulierbares
Kissensystem für eine, zwei oder auch drei
Personen. Mehrzweck auch hier – stellt man
die beiden Banken ohne Kissen nebeneinander,
entsteht ein riesiges Tischchen.
In den 70 Jahren ihrer Schaffenszeit kreierte
Charlotte Perriand über 200 Möbelstücke. Sie
war stets bemüht, der Öffentlichkeit die besten
“Gegenstände” zu liefern, die für modernes Wohnen
notwendig sind und verband die gesellschaftlichen
Bedürfnisse und wirtschaftlichen Einschränkungen
jeder Epoche mit den technischen und
wissenschaftlichen Erkenntnissen des jeweiligen
Augenblicks, um zu einer Einheit zu gelangen,
die über die Kunst des Wohnens hinaus echte
Lebenskunst darstellt.
Diese Möbel, die im vorigen Jahrhundert
geschaffen, mit der Edition Cassina zu neuem
Leben erweckt, setzen ihren Dialog mit den besten
zeitgenössischen Designern fort. Dialog über Raum
und Zeit hinweg, Dialog mit dem Benutzer von
gestern und heute, Dialog zwischen den Kulturen,
Zeichen einer gemeinsamen Geschichte, die ganz
natürlich in die Zukunft reicht.
Charlotte Perriand était à la fois architecte, urbaniste
et designer. Avec les architectes avant-gardistes
des années 30, elle a participé, aux côtés de
Le Corbusier et Pierre Jeanneret, à la révolution
conceptuelle de la ville moderne au sein des
CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture
Moderne), qui ont élaboré la fameuse Charte
d’Athènes, la «bible» des urbanistes après la
guerre. Parallèlement à ces activités, elle pratiquait
la photographie avec un égal talent. Comme tous
les génies de la modernité, elle pouvait s’exprimer
dans plusieurs champs de création, faisant en sorte
que chaque domaine d’expression se nourrisse
de la richesse et des progrès des autres, dans
un esprit de Synthèse des Arts.
Pionnière de l’architecture d’intérieur moderne,
elle concevait l’espace de l’habitation comme une
ville à échelle réduite avec ses lieux de rencontre,
de circulation, de loisir, de repos et d’hygiène,
pour une re-création quotidienne. C’était une
urbaniste du logis faisant en sorte que chaque
élément s’articule en un tout cohérent pour
«faire chanter l’espace», disait-elle. Une table est
en quelque sorte une petite place de village où
chacun se rencontre et qui s’adapte au nombre
des convives. La table extensible “Ospite” est
révélatrice de cette démarche. Fermée, cinq
convives s’installent au pourtour. Ouverte, neuf
convives peuvent s’asseoir avec un luxe de place.
La table “Ventaglio” accueille confortablement
cinq invités qui se font face et disposent d’une
partie étroite qui sert de déserte, mais elle peut
aussi recevoir quatre invités de plus en cas de
nécessité. Cette table est également un confortable
bureau, autour duquel quatre visiteurs peuvent
s’installer, avec la partie étroite qui accueille un
ordinateur et les papiers personnels.
“Je ne conçois jamais un meuble pour un meuble,
mais pour un volume architectural et un besoin
précis, en tenant compte des gestes, de la
technique, de l’harmonie de l’espace. Au-delà
d’un usage, un meuble ça se caresse avec la
main et le regard” disait Charlotte Perriand.
Une bibliothèque ou un bahut, architecturé comme
un bâtiment minimaliste bien proportionné, est
conçu dans un minimum de volume pour libérer
l’espace, et pour que la main trouve à la bonne
hauteur et au bon endroit les objets nécessaires à
la vie quotidienne. La bibliothèque “Plurima” peut
être disposée contre un mur ou au milieu d’une
pièce pour structurer l’espace, seule ou près d’une
table ou d’un bureau. Des portent coulissantes
en feuilles d’aluminium permettent de cacher
ou de mettre en valeur, selon son désir, livres
ou objets, toujours à portée de main. Le bahut
“Riflesso”, sur pied ou suspendu au mur, cache
derrière ses portes des étagères cloisonnées
conçues comme l’intérieur d’un immeuble de
service, qui s’adaptent aux divers besoins de
rangement. Ses formes douces et fermes d’une
grande élégance donnent d’emblée le centre de
gravité du regard.
“Créer le vide dans l’habitation”, pour que chacun
puisse se ressourcer et méditer dans la vie
contemporaine trop remplie d’objets inutiles,
était l’une des principales préoccupations de
Charlotte Perriand.
Un siège de Charlotte Perriand est un réceptacle du
corps comme une main ouverte qui l’accueille. La
chaise “Ombra”, un des chefs d’œuvre du design
du XX° siècle, légère et empilable, est à la fois
une calligraphie dans l’espace et une sculpture
pour le corps. Le dossier remonte au creux des
reins, telle la paume d’une main discrète. Plus
généreux et plus masculin, le fauteuil “Ombra”,
lui, est fait pour la détente.
Proche de Fernand Léger, Juan Miro, Alexandre
Calder, Charlotte Perriand a créé des meubles
comme autant d’œuvres d’art “utiles”. Son mobilier
a cette part d’éternité mystérieuse qui le place
dans la famille de la sculpture moderne, tout en
étant éminemment fonctionnel.
Les tables basses “Accordo” et “Plana” jouent
sur les archétypes du rectangle et du cercle
pour créer un événement plastique inattendu,
en biaisant les flancs habituellement verticaux
afin de leur donner un élan, une poésie unique,
mais aussi pour attirer la caresse de la main et
retenir le regard. Posé sur un tapis aux couleurs
chantantes, la table “Accordo” est comme un
immense galet trouvé sur la plage, façonné par
le vent.
Les meubles de Charlotte Perriand se caractérisent
également par leur mobilité, leur souplesse et leur
liberté. Ils sont souvent multifonctions. Les tables
“Petalo”, rangées l’une sous l’autre, se déploient
dans une pièce au grès des besoins. Mobiles,
elles s’assemblent tête-bêche, se juxtaposent en
une multitude de compositions. Les plus basses
peuvent servit de tabouret. Les couleurs joyeuses
et les formes des plateaux font songer à un mobile
de son ami Calder. La banquette “Refolo” peut
recevoir un système coussins très confortables et
modulables pour une, deux ou trois personnes.
Multi-usages, deux banquettes assemblées sans
coussin font une immense table basse.
Charlotte Perriand a créé plus de 200 meubles
au cours de ses 70 années de création. Elle s’est
toujours efforcée d’offrir au plus grand nombre
les meilleurs “objets” nécessaires à l’habitat
moderne, en liant aux nécessités sociales et aux
contraintes économiques de chaque époque les
connaissances scientifiques et techniques du
moment, dans un esprit d’unité qui, au-delà d’un
art d’habiter, constitue un véritable art de vivre.
Ces meubles, créés au siècle dernier, ressuscités
grâce à l’édition Cassina qui les plonge à nouveau
dans la société d’aujourd’hui, poursuivent
leur dialogue avec les meilleurs designers
contemporains. Dialogue de l’espace et du temps,
dialogue avec l’usager d’hier et d’aujourd’hui,
dialogue des cultures, autant de signes d’une
histoire partagée qui se prolonge tout naturellement
vers le futur.