04 THONET
THONET 05
DE
Ein Farbspektakel – ein Designklassiker im
Museum. Jay Gard entwickelt Sonderedition von
Stahlrohrhocker B 9 für Besucher des neuen Bauhaus
Museum Dessau sowie zwei limitierten Künstlereditionen.
Das 100-jährige Bauhausjubiläum wurde 2019 vielseitig
gefeiert. Die Stiftung Bauhaus Dessau eröffnete ein
neues Museum, das neben der umfangreichen Sammlung
von Original-Objekten aus dem Kontext der berühmten
Kunstschule auch zeitgenössische Arbeiten zeigt.
Darunter eine von Jay Gard für das Bauhaus Museum
Dessau und die Thonet GmbH gefertigte Edition
von Marcel Breuers Stahlrohrhocker B 9 aus dem Jahr
1926: Genau 100 von Gard gestaltete farbenfrohe
Unikate dienen den Besucher:innen des Museums heute
als Sitzgelegenheiten. Für das Farbkonzept seines
lebendigen, mit dem Namen „Margaretha“ betitelten
Werks greift der Künstler auf die Farbgebung eines
Kinderzimmerteppichs von Margaretha (genannt Grete)
Reichardt, eine der erfolgreichsten Gestalterinnen in
der Textilwerkstatt des Bauhauses, aus dem Jahr 1929
zurück. Darüber hinaus entwickelte er zwei Künstler-
editionen (Margaretha 2 und 3), die über den Muse-
umshop zum Verkauf angeboten werden.
Im Rahmen seines Residenzaufenthalts im Sommer 2019
setze sich Jay Gard (geb. 1984 in Halle/Saale)
intensiv mit den zur Bauhauszeit entwickelten Möbeln
auseinander. „Der B 9 von Marcel Breuer mit seiner
genialen Formgebung und dem perfekten Zusammenspiel
von gebogenem Metall und rechteckiger Holzplatte
ist für mich viel mehr als ein Möbel, es handelt sich
um ein beeindruckendes Kunstwerk“, so Jay Gard.
Als die Stiftung Bauhaus Dessau ihn fragte, ob er eine
Sonderedition des B 9 als Besucherhocker für das
neue Museum gestalten wolle, zögerte er nicht lange.
01
BAUHAUS
+ JAY GARD
MAGAZIN 2021
QUALITÄT / QUALITY
Die Geschichte hinter Marcel Breuers Stahlrohrhocker
B 9, einer Ikone des modernen Designs im 20. Jahrhun-
dert, faszinierte ihn. Gropius und Breuer selbst stritten
seinerzeit um die Frage, inwieweit es sich bei dem
Hocker um ein Massenprodukt oder um einen künstleri-
schen Entwurf handelt. Die Kollektionen „Margaretha“
und „Margaretha 2“ als Zusammenspiel von Breuers
Design, Reichardts Farben und Gards Interpretation
ergeben eine neue künstlerische Arbeit, in welcher die
alte Kontroverse um individuelle Autorenschaft ein
Echo findet.
Als Ausgangspunkt für sein neues Werk wählte Jay Gard
einen handgewebten Kinderteppich von Margaretha.
Er splittete den Teppich in seine einzelnen Farben auf,
durch Schattenspiel und Reflektionen kamen weitere
Farbtöne hinzu.
So ergaben sich ca. 30 Nuancen, die der Künstler auf
den 100 Platten der Besucherhocker frei kombinierte.
Die Sitzfläche gestaltete er dabei jeweils monochrom,
an den Seiten und unten drunter ließ er jeweils mehrere
Farben fächerartig zusammenspielen, so dass jeder
Hocker ein Unikat darstellt. Die speziellen, sehr fein
pigmentierten Acrylfarben trug Gard im Rahmen seines
Bauhausaufenthalts im Meisterhaus Schlemmer per Rolle
auf die Holzplatten auf.
Das Möbel, welches ursprünglich Teil von Breuers
vierteiligem Satztischset (B 9 a-d) war, hat genau die
richtigen Maße für einen flexibel einsetzbaren Hocker,
der von den Besucher:innen des Museums genau da
platziert werden kann, wo sie gerne entspannt sitzend
die umliegenden Exponate betrachten möchten.
B 9 HOCKER
JAY GARD MARGARETHA 2
DE
Die von Michael Thonet perfektionierte
Bugholztechnik war eine der Inspirationsquellen für
Marcel Breuers Experimente mit gebogenem Stahlrohr.
Aus dieser Idee entstand das vierteilige Satztischset
B 9. Die kleinen Tische sind auf vielfältige Art einsetz-
bar – als Beistelltisch in Sitzgruppen, als praktische
Ablage oder als perfekter Platz für eine Vase mit
frischen Blumen. Nach Gebrauch kann man sie
platzsparend untereinander schieben. Den Satztisch
gibt es auch als Hocker B 9 Ha.
EN
The bentwood technique perfected by
Michael Thonet was a source of inspiration for Marcel
Breuer’s experiments with bent tubular steel. The
four-piece set of nesting tables B 9 were developed
based on this idea. The small tables can be used in
a variety of ways – as side tables in seating groups,
as practical storage surfaces or as the perfect place
for a vase with fresh flowers. After using the tables,
they can be easily pushed beneath one another in
a space-saving way. The nesting table is also available
as a stool B 9 Ha.