THONET 25
T
E
X
T
CON
WORKING
24 THONET
der Materialien und die Möglichkeit, die Stühle
restaurieren lassen zu können. Unsere acht Thonet-
Esszimmerstühle des Modells 209 haben wir einem
Hotel abgekauft. Die Stühle sind über 50 Jahre alt,
sind aber einfach immer noch super in Schuss und
heute genauso schön anzuschauen wie damals,
als sie frisch aus der Thonet-Manufaktur kamen.
Wir haben lediglich ein paar der Sitzflächen aus
Rohr geflecht in einer Caritas-Werkstatt hier vor Ort
in Freiburg auswechseln lassen und schon sehen die
Stühle wieder wie neu aus und fühlen sich auch so an.
07
ZWEI DESIGN
EN
Tell us a little about yourselves...
We’re Michael and Talitha, a German-American couple
with a passion for interiors and design. We live in
southern Germany, directly on the Swiss-French border,
or in the “border triangle” as everyone calls it here.
We started our own interior design studio, ZWEI Design,
a few years ago and we love what we do. We are
passionate about materials, colours, objects and furniture
and are always on the lookout for new and also old
objects and furniture pieces that pique our interest. Our
designs are all about combining the new with the old.
We believe that longevity is an important component
of sustainability, which is also one of the reasons we
enjoy working with “old” furniture. We believe that
every design, regardless of when it was created, can
become a real visual highlight again in the right setting.
What do you pay attention to in terms of sustainability
in the interior design of your own house?
That’s a good question. In our line of work we are
confronted on an almost daily basis with the negative
aspects of tearing down and throwing away building
materials, furniture, etc. Sometimes it’s really hard to
have to throw away high-quality materials that are still
good, simply because the customer wants to have
something “new.” That’s why we find it important to
use furniture and materials in our own home that are
long-lasting rather than following specific trends. We
want the rooms we design to be able to stand up to
constantly changing trends. As we said before: for us,
sustainability is really about longevity. Not just in
terms of quality, but also in design. Our aim is to
buy quality pieces right from the start and not simply
follow trend after trend or use cheaply manufactured
furniture that will just be discarded after a few months
or years. This philosophy also means that we try to buy
second-hand furniture whenever possible. We love
picking up furniture or decorative pieces in second-
hand and antique shops. For us, giving a piece of
furniture a second life is sustainability in practice.
Why did you choose Thonet furniture and
where did you get hold of it?
We decided on Thonet furniture because it brings
together our two pillars of sustainability: long-lasting
design and quality manufacturing. Thonet chairs are
truly design classics. They look every bit as good
today as they did 100 years ago. We love the quality
of the materials and the fact that the chairs can be
restored. The eight Thonet 209 chairs in our dining
room were purchased from a hotel. They are over
50 years old but they’re still in great condition and
they look just as good as when they were fresh out
of the Thonet factory. We just needed to get a few of
the canework seats replaced, which we had done in
a Caritas repair shop here in Freiburg, and now the
chairs look and feel like new again.
DE
Erzählt mal ein bisschen von euch...
Wir sind Michael und Talitha, ein deutsch-amerikani-
sches Ehepaar mit einer Liebe für Interior und Design.
Wir leben im Süden von Deutschland, direkt an der
schweizerisch-französischen Grenze oder dem
Dreiländereck, wie man bei uns so schön sagt. Wir
sind mit unserem Interior-Design-Studio ZWEI Design
seit ein paar Jahren selbstständig und lieben unsere
Arbeit. Wir können uns für Materialien, Farben,
Objekte und Möbel begeistern und sind immer auf
der Suche nach spannenden neuen oder auch alten
Objekten und Möbeln. In unserem Design lieben
wir es, das Neue mit dem Alten zu kombinieren.
Wir glauben daran, dass Nachhaltigkeit etwas mit
Langlebigkeit zu tun hat. Das ist auch einer der
Gründe, warum wir uns für „alte“ Möbel begeistern
können. Wir glauben daran, dass jedes Design, egal
aus welchem Jahrzehnt, in der richtigen Umgebung
wieder zum Hingucker werden kann.
Worauf achtet ihr bei der Einrichtung eures Hauses
in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Das ist eine gute Frage. Aufgrund unseres Jobs
werden wir fast täglich mit den negativen Seiten des
Abreißens und Entsorgens von Baumaterialien,
Möbeln usw. konfrontiert. Es ist manchmal eine echte
Herausforderung, „hochwertige“ oder noch „gute“
Materialien wegwerfen zu müssen, einfach nur, weil
der Kunde etwas „Neues“ möchte. Daher ist es uns
persönlich sehr wichtig, in unserem Haus Materialien
und Möbel zu verwenden, die langlebig sind und
nicht spezifischen Trends folgen. Wir achten darauf,
dass wir Räume designen, die sich ständig ändernden
Trends entgegenstellen können. Denn wie gesagt:
ZWEI DESIGN
TALITHA AND MICHAEL BAINBRIDGE
Nachhaltigkeit bedeutet für uns vor allem Langlebig-
keit. Nicht nur in der Qualität, sondern eben auch
im Design. Unser Ziel ist es, einmal Qualität zu kaufen
und nicht wiederholt Trends zu folgen oder günstig
produzierte Möbel einzusetzen, die nach ein paar
Monaten oder Jahren dann weggeschmissen werden.
Ganz dieser Philosophie entspricht auch unser
Anliegen, wenn möglich Möbel aus zweiter Hand
zu kaufen. Wir lieben es, in Second-Hand- oder
Antiquitäten-Läden Möbel und Deko-Objekte zu
finden. Einem Möbelstück ein zweites Leben zu
geben, ist für uns „gelebte“ Nachhaltigkeit.
Warum habt ihr euch für Thonet-Möbel entschieden
und wo habt ihr sie her?
Wir haben uns für Thonet-Möbel entschieden, weil
sie unsere zwei Kerngedanken der Nachhaltigkeit
vereinen: langlebiges Design und Qualität in der
Herstellung. Thonet-Stühle sind echte Designklassiker.
Was vor 100 Jahren schon gut aussah, sieht heute
eben immer noch gut aus. Wir lieben die Qualität
INTERVIEW
MAGAZIN 2021
DE
Wie wir die Pandemie-Krise überwinden und uns zugleich eine neue Realität erschaffen, ist spannend
zu beobachten. Es mag zufällig sein, aber dass zunächst die Cafés in Österreich öffnen durften und in Frankreich
die Restaurants, zeigt spezifische Ausprägungen des verbreiteten Wunsches nach Sozialität, nach Zusammen-
treffen und direktem Austausch. Nach Monaten der physischen Kontaktvermeidung wird überall auf der Welt der
Drang nach Kommunikation und Interaktion erkennbar.
Gerade haben wir ganz praktisch erfahren, dass Büroarbeit auch anders funktioniert, als uns bislang antrainiert
wurde. Dass es eine zusätzliche Spielart gibt, die künftig unsere Handlungsoptionen bereichern wird. Vollständig
ablösen wird sie das Büro nicht. Wenigstens zeitweise bedürfen wir einer spontanen Gemeinschaft, wie sie
durch physisches Zusammenwirken entsteht. Doch mit dem Eindämmen der Pandemie stehen der Strukturwandel
in Produktion und Dienstleistung wie auch Herausforderungen des Klimaschutzes unverändert auf der Agenda.
Entsprechend dürfte der Druck, Techniken der Fernpräsenz dauerhaft anzuwenden, enorm sein. Das Büro von
gestern ist tot. Was tritt an seine Stelle?
CAFÉ ALS METAPHER
Wenn wir feststellen, dass Büros die neuen Kaffeehäuser sind, ist das sowohl praktisch als auch metaphorisch zu
verstehen. Für die künftige Bürokultur interessant ist nicht allein der physische Ort, sondern was dort geschieht:
Cafés sind traditionell „Community-Hubs“, an denen Menschen sich zwar auch fokussiert zurückziehen – und sei
es nur für eine kurze Phase –, an denen sie sich aber vor allem mit anderen intensiv austauschen.
Seit einigen Jahren widmet sich Thonet dem Café als einem Bereich mit besonderen Regeln, dessen Charakter im
Rahmen von Bürogestaltung künftig eine tragende Rolle spielen könnte. Stände auf der Bürofachmesse Orgatec
wie auf der Wohnmöbelmesse imm cologne wurden als „Café Thonet“ inszeniert. Zeitweise als Pop-up-Cafés
betriebene Showrooms tragen diesen Gedanken in die Städte. Nicht zuletzt bieten im Thonet-Portfolio neue, neu
gedachte und aktualisierte Produkte die Möglichkeit, den Kaffeehausgedanken im Büro praktisch wirksam werden
zu lassen.
Mit der Rückkehr aus dem Home-Office ins Büro steigen die Chancen für dessen Neuerfindung. Stellen wir die
Weichen jetzt richtig, kann das zu substanziellen Verbesserungen führen. Das Beharrungsvermögen („So haben
wir es immer schon gemacht“) taugt nicht mehr als Argument. Wir kennen inzwischen die Alternativen, deren
Schwächen allerdings auch. Mit der fortschreitenden Digitalisierung, der Transformation unserer Lebens- und
Arbeitswelt ergeben sich neue strukturelle Optionen, deren positive Effekte wir nutzen und in unseren Unternehmen
verankern sollten.
„Wer nicht an seinem Arbeitsplatz sitzt, der arbeitet nicht.“ Das war lange eine verbreitete Devise. Auch Thonet
machte da keine Ausnahme. Noch vor wenigen Jahren dominierten zugeordnete, meist auch isolierte Arbeitsplätze
im Büro.
Zum Einzelbüro komplementär wirkte früher der Konferenzraum, den man für Besprechungen in großer Runde
aufsuchte. Lange Sitzungen entsprachen einem Topdown-Führungsstil. Konferenzräume für Vorstände und
Aufsichtsräte sind heute stärker auf Kommunikation ausgerichtet, auf einen veränderten Führungsstil. Selbst im
Eventbereich sind die Veränderungen spürbar. Für eine große Veranstaltungshalle gibt es nicht nur die Reihen-
bestuhlung, sondern einen Mix aus offenen Flächen mit veränderbaren Layouts.
Spannend an den neuen hybriden Konzepten ist, dass sich Bereiche und Aktivitäten zunehmend überlagern, dass
sie verschmelzen. Wir haben inzwischen gelernt, mit neuen Freiheitsgraden umzugehen, die auch Einfluss auf
Architektur, Innenarchitektur und Organisationsstrukturen haben und sich auf das Verhalten von Mitarbeitern
unmittelbar auswirken. Nur weil man sich durch den Raum bewegt, endet die Arbeit, endet das Nachdenken über
eine aktuelle Aufgabe nicht. Die Einhaltung der Prozessregel „Sitzen am Schreibtisch“ steht weniger im Fokus als
das Ergebnis der Arbeit, das unabhängig von Zeit und Raum entstehen kann. Zur Freiheit gehört die Auswahlmög-
lichkeit. Auf einem Stuhl oder Sofa kann man – falls deren funktionale Ausstattung stimmt – zwischen fokussierter
Arbeit und Austausch wechseln, besser jedenfalls als „festgenagelt“ am zugewiesenen Schreibtisch.
08
BÜROS
SIND DIE
NEUEN
KAFFEE-
HÄUSER
THOMAS EDELMANN, JOURNALIST
NORBERT RUF, CREATIVE DIRECTOR, THONET GMBH
LESEN SIE DAS INTERVIEW AUF UNSERER
WEBSITE / READ MORE ON OUR WEBSITE