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Die Idee für YaYaHo (1984) kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel:
Am frühen Neujahrsmorgen des Jahres 1980 sah Ingo Maurer auf
Haiti Glühlampen, die direkt mit den Stromkabeln verlötet waren
und die Straßen für das Fest beleuchteten. Nach vier Jahren harter
Entwicklungsarbeit war das System aus Niedervolt-Halogenreflek-
toren, die von straff gespannten Kabeln abgehängt werden, per-
fektioniert – ein Kraftaufwand, der seine Firma beinahe in den
Bankrott geführt hätte. Gleichzeitig entwickelte ein Schweizer
Designer, Hannes Wettstein, ein ähnliches Konzept, das ebenso wie
YaYaHo häufig kopiert wurde.
Aber allen Plagiaten fehlt die Präzision und die detailierte Ausarbei-
tung des aus 276 Teilen bestehenden Systems. YaYaHo ermöglicht
seinen Anwendern, Höhe und Platzierung jedes Elements zu vari-
ieren und die Reflektionen mit kleinen, beweglichen Spiegeln anzu-
passen. „Ich möchte, dass meine Entwürfe etwas Unfertiges an sich
haben, um den Menschen, die sie benutzen, Raum für ihren eigenen
gestalterischen Beitrag zu lassen.“ Der Designkritiker Deyan Sudjic
fand, dass YaYaHo mit seinem schillernden Funkeln, das an das
Geflacker von Kerzen erinnert, „einen subversiven Angriff auf die
oberflächliche mechanische Perfektion darstellt, die für die so
genannten modernen Leuchten charakteristisch ist“.
The idea for YaYaHo (1984) came in a flash, following a New Year’s
celebration in Haiti, where Maurer saw how locals solder lightbulbs
onto overhead power cords to illuminate street fairs. It took four
years to perfect the system of suspending halogen reflectors from
tautly strung low-voltage cables, and the effort almost bankrupted
his company. Contemporaneous to his research, another designer,
Hannes Wettstein, developed a similar concept and both were widely
plagiarized.
However, the rip-offs lack the precision and artistry of the 276-part
system. YaYaHo allows the user to adjust the height and placement
of each suspended element as well as the tiny mirrors that bounce
the light. “I want things to look unfinished, and to leave space for the
people who use or look at them to add something of themselves,“
says Maurer. Critic Deyan Sudjic thought that YaYaHo “subverts the
glossy mechanical perfection that characterizes so-called modern
lighting,“ providing a sparkle and dazzle that take one back to the
flutter of candlelight.
Michael Webb, 2003