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„Für uns muss jeder
Freifrau-Stuhl bequem
und elegant sein.“
“We want every
Freifrau chair to be
comfortable as well
as elegant.”
Die Hamburger Designer Birgit Hoffmann und
Christoph Kahleyss, Hoffmann Kahleyss Design,
zeichnen verantwortlich für ganze Modellfamilien
wie Leya, Amelie oder Marla. Das Duo ist bekannt
für seine zurückgenommene, dennoch einnehmende
Art, die sich in ihrem Design widerspiegelt: eine
feminine Designsprache, feine Linien und ein gewis-
ses Maß an Zeitlosigkeit. Immer auf der Suche nach
dem besonderen Detail. Für ihren neuesten Entwurf
Grace stand früh fest, dass ein besonders dickes
Leder, kontrastierend mit einem feinen Gestell, den
Reiz des Modells ausmachen würde.
FREIFRAU: Ihr habt den Stil des Designs von
Freifrau gemeinsam als Designer von Beginn
an mitbestimmt. Was ist eure ganz eigene
Interpretation von gutem Design?
BIRGIT HOFFMANN, CHRISTOPH KAHLEYSS:
Das ist ein schmaler Grat, auf dem man sich
bewegt. Einerseits sind eine gute Funktionalität
und, speziell bei Sitzmöbeln, eine hohe Bequem-
lichkeit wichtig. Andererseits müssen Produkte
begeistern und die Sinne der Menschen an-
sprechen.
FF: Wie passt euer neuer Entwurf Grace in die
bestehende Freifrau-Kollektion?
HK: Die Stühle bei Freifrau zeichnen sich durch
besondere Weichheit und Bequemlichkeit aus.
Grace hat eine für die Kollektion neue, klarere
Erscheinung, büßt aber keineswegs an Sitz-
komfort ein. Eine für uns sinnvolle und schöne
Erweiterung.
FF: Euer Modell hat als erster Freifrau-Stuhl einen
englischen Namen bekommen. Was sagt der
Name Grace über euer Modell aus?
HK: Vielen Menschen kommen bei dem Namen
Grace zuerst zwei Frauen in den Sinn: Grace
Kelly und Grace Jones, zwei unglaublich starke
und gleichzeitig sinnliche Frauen. Unser Ent-
wurf ist genau das: stark, selbstbewusst und
dabei anmutig und sanft.
FF: Das Leder ist eine besondere Komponente
und nicht durch Stoff ersetzbar. Wieso habt
ihr euch für dieses Material entschieden?
Hätte man Grace auch mit dünnerem Leder
bauen können?
HK: Tatsächlich war es die Herausforderung, mit
Leder zu arbeiten, die uns gereizt hat. Ein be-
sonderes Merkmal sind die offenen Nähte, die
dem Stuhl einen archaischen Look geben. Diese
Optik kann mit dünnerem Leder nicht erreicht
werden.
FF: Interessant ist der simple wie auch heraus-
fordernde Aufbau des Modells. Insgesamt fast
zwei Jahre habt ihr euch mit der Entwicklung
beschäftigt. Was ist so besonders gewesen?
HK: Die Idee war es, den Entwurf wie eine über
ein Gestell gelegte Husse wirken zu lassen.
In der ersten Entwicklungsphase haben wir
eine steile Lernkurve hingelegt und erkennen
müssen, dass wir mit dieser Idee nicht den
für Freifrau so charakteristischen Sitzkomfort
erreichen können. Wir haben dann versucht,
alles über Leder zu erfahren, bis wir wussten,
an welchen Stellschrauben wir drehen muss-
ten. Das hat viel Zeit gekostet, die sich heute
bezahlt macht.
FF: Wie war der Entwicklungsprozess von Grace?
Was waren die Schwierigkeiten? Was stand
von Anfang an fest?
HK: Nichts stand von Anfang an fest. Der Grund-
gedanke war, einen Stuhl zu machen, bei dem
eine Lederhaut über ein Drahtgestell gespannt
wird. Wir haben schnell gemerkt, dass man
mit dieser Technik nicht den für Freifrau
typischen Sitzkomfort erreichen kann. Die
Herausforderung war, sich nicht zu weit von
der Grundidee zu entfernen und trotzdem den
Komfortanspruch zu erfüllen. Dabei haben wir
auch viel über das Material Leder in seinen
verschiedensten Formen gelernt und gemerkt,
dass Leder eine gewisse „Unterstützung“
braucht, um dauerhaft in Form zu bleiben,
weil es über die Zeit einfach ausleiert. Diese
Unterstützung haben wir durch genau ange-
passte Sperrholzschalen im Sitz und im Rücken
erreicht, die sich, gepolstert mit einer dünnen
Schaumschicht und in Verbindung mit dem
sehr weichen Leder, wunderbar an den Körper
anschmiegen.
Das gesamte Interview finden Sie unter www.freifrau.com
Birgit Hoffmann und Christoph Kahleyss studierten beide
Industriedesign in Kiel. Nach Anstellungen in verschie-
denen namhaften Designbüros trafen sich die beiden im
Studio von Peter Maly, wo sie als Senior Designer arbei-
teten. 2012 gründeten die beiden ihr Büro „Hoffmann
Kahleyss Design“ in Hamburg mit den Schwerpunkten
Möbeldesign und Innenarchitektur. Ihr Design ist funk-
tional, durchdacht und von einer weichen, organischen
Formsprache geprägt.
HOFFMANN KAHLEYSS DESIGN
HOFFMANN KAHLEYSS DESIGN