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sehr persönlich. Wie verhält es sich
mit Ihren Projekten generell?
CM: Ich denke, dass es eine Stärke von
mir und unserem Büro ist, Projek-
ten nicht unseren eigenen Stempel
aufdrücken zu müssen. Nichtsdes-
totrotz könnte ich keine Räume
entwerfen, in denen ich selbst nicht
arbeiten oder wohnen wollte. Sollte
ich jemals ein Gefängnis entwerfen,
sieht die Sache natürlich anders
aus (lacht).
FF: Sie arbeiten für das Innenarchitek-
turbüro Aukett�+�Heese, das sich
auf exklusive Möbel und Materia-
lien spezialisiert hat. Worin sehen
Sie den wahren Luxus in Dingen?
CM: Luxus ist für mich nicht mit Geld
zu bemessen. Meine persönliche
Interpretation von Luxus ist, etwas
Neues zu erschaffen: einen einzig-
artigen Ort oder einen Eindruck.
Ich gehe für jedes Projekt auf
Entdeckungsreise und verbringe
viel Zeit bei der Recherche. Das
ein oder andere Möbel entwerfen
wir letztlich auch selbst – auch
eine Art von Luxus.
FF: Unser Leya Wingback hat seinen
Platz an der Rezeption gefunden.
In »The Fontenay« werden die
Gäste sitzend an einem Tisch
eingecheckt. Wie kam es dazu?
CM: Den Gast nicht an einer Theke
willkommen zu heißen, sondern ihn
nach einer oft langen Reise bequem
in einem Sessel Platz nehmen
zu lassen, ist sicher etwas nicht
Alltägliches. Es passt aber sehr zum
Hotelkonzept und bringt die Gäste
vom ersten Moment dazu, mit Geist
und Seele anzukommen.
Der Leya Wingback schirmt
den Gast vom geschäftigen Treiben
der Hotellobby ab und umarmt
ihn mit einer klassischen Eleganz
und hochwertigen Verarbeitung.
F
ragt man Christian Meinert, was
ihn zum Träumen bringt, dann
dauert es eine kurze Weile, bis er
entschieden antwortet: »Gute Geschich-
ten!« Der Innenarchitekt des Hamburger
Hotels »The Fontenay« schaut sich diese
nicht nur gern in Form von Filmen an –
er schreibt sie auch. Auf seine ganz eige-
ne Art und mit einer Vielzahl von Mitteln.
Die Linien der Architektur aus der Feder
von Jan Störmer sind organisch, keine
Wand des Gebäudes ist gerade. Das In-
nere spiegelt die Umgebung wider, ein
feiner maritimer Touch ist der Tradition
der Stadt und dem Namensgeber des Ho-
tels geschuldet: John Fontenay, ein Ree-
der, immigrierte 1800 aus Amerika nach
Hamburg, kaufte sämtliche Grundstücke
zwischen Dammtor und nördlicher Alster.
Die Grundstücke wurden nie verkauft, so
auch das, auf dem das The Fontenay steht
und noch heute von der Stiftung »John
Fontenay’s Testament« verpachtet wird.
FREIFRAU: Das »The Fontenay« gilt als
neues Prestigehotel in Hamburg.
Welche Vorgaben haben Sie bekom-
men, um die Räume einzurichten?
CHRISTIAN MEINERT: Wir haben
das Projekt übernommen, nachdem
das erste Musterzimmer fertig war.
Der Bauherr hat uns dann mit einer
immer umfassenderen Umplanung
betraut, die Vorgaben waren
dementsprechend vielschichtig.
FF: Klingt nach einer umfassenden Auf-
gabe. Wie sind Sie bei der Entwick-
lung des Designs vorgegangen?
CM: Mein Wunsch war über die ganze
Zeit hinweg, die Gäste das Gefühl
einer Entdeckungsreise empfinden
zu lassen, wenn sie das Hotel besu-
chen. Wir wollten einen Ort schaf-
fen, an den man gerne zurückkeh-
ren möchte. Das Hotel ist aber vor
allem auch ein sehr persönliches
Projekt der Familie Kühne. Wir
haben versucht, ausgesprochene
und unausgesprochene Wünsche
des Bauherrn, die eher einem
Bauchgefühl folgten, umzusetzen.
FF: Das erfordert sicher ein hohes Maß
an Bereitschaft und Leidenschaft.
Was macht für Sie immer wieder
den Reiz aus, ein Großprojekt in
Angriff zu nehmen?
CM: Es ist dieses besondere Gefühl, das
erste Mal die Räume zu betreten,
die in meiner Vorstellung entstan-
den sind. Wenn aus unzählbar
vielen Komponenten etwas Ganzes
geworden ist. Wie ein Roman,
den man zu Ende geschrieben hat
und in dem sich alle Charaktere
und Spannungsbögen zu einer
guten Geschichte ergeben haben.
FF: Hört sich ganz danach an, als seien
Ihre Projekte für Sie gleichermaßen
»Es ist dieses
besondere Gefühl,
die Räume das
erste Mal zu
betreten, die
in meiner
Vorstellung
entstanden sind.«
Christian Meinert,
Interior Designer, Aukett + Heese
HAMBURG-TOUR