Alles auf einen Blick
Zwischen Verwaltung und Anlieferung verläuft eine massive Brandschutzwand quer
durch das Gebäude. Dahinter liegt das Lager, der vordergründige Hinterausgang. Die
Kunst des Lagers besteht darin, nicht alles vorrätig zu haben, sondern nur das, was
wirklich gebraucht wird, erklärt Oliver Holy. Zum Beispiel Leuchten. Die müssten nach
spätestens drei Tagen vor Ort sein, denn die wollten Kunden sofort. Anders sieht es
mit Polstermöbeln aus. Bei bis zu 30 Stoffvarianten sei es unmöglich, auch nur an-
nähernd die Produktpalette im Haus zu haben. Diese Möbel werden in vier bis sechs
Wochen eigens hergestellt. „Man darf nicht modisch werden, man muss modern
sein“, lautet Oliver Holys Credo, als er durch die gestapelten Schätze des Hochregal-
lagers führt. Über den Köpfen der Besucher und der stützenfreien Halle schweben,
wie ein großes Rückgrat, stählerne Fachwerkträger. Die Wände sind einfach verschalt,
knapp, preiswert und effektiv auf die Bedürfnisse des Warenumschlags ausgerichtet.
„Ausschlaggebend ist nicht der Stil, sondern die formale Qualität“, steht am Anfang
des ClassiCon Prospekts. Auf verblüffende Weise passt der Wahlspruch auf das Lager,
wenn der Blick frei wandert, hinein zwischen die verpackten Möbel, durch die Tür in
den südlichen Verwaltungstrakt und hinaus ins Grün des Landschaftsparks. Distanz
und Nähe, Betonschale und Sichtschlitze, Glasfronten und harte Kanten. Durch das
Haus ziehen sich Gegensätze. Sie verschleifen sich nicht, sie bleiben bestehen und
ergänzen sich. So einfach kann ein modernes Firmenhaus funktionieren, zwingend in
der Anlage, blickbestimmend und monolithisch. Da steht ein Gebäude mit Ecken und
Kanten, das Gewohntes auf den Kopf stellt und selbst Maßstab wird für die weitere
Entwicklung des Gewerbegebiets.
Dass diese Qualität anerkannt und das Engagement von Bauherren und Planern
gewürdigt wird, zeigt die Auszeichnung mit dem von der Landeshauptstadt München
für die Messestadt-Riem ausgelobten Bauherrenpreis.
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