Das Haus als universeller Rahmen
Puristisch wie das Day Bed von Eileen Gray steht das Haus da, klare Kanten, harter
Rahmen, von innen nach außen gedacht und gebaut. Der Eingang liegt zurückversetzt
zwischen zwei gläsernen Boxen. Beton und Glas, die Grundstoffe des Baus, stimmen
ein auf die Sprache des Architektur, ihre raffinierte Einfachheit, ihren geschlossenen
Materialkanon, ihre überraschenden Durch- und Einblicke in Räume und Etagen. All
das breitet das Haus aus, bevor man einen Schritt hinein getan hat. Wohin?
Links liegt der zweigeschossige Schauraum, lichtdurchflutet und einladend, geradeaus
geht es zum Lager – und über die Treppe in die Büros. Beton an den Füßen und
Gussasphalt auf den Treppenstufen, die frei in den nächsten Stock zu schweben
scheinen. So einfach kann Bauen sein, wenn Architekt und Auftraggeber eine Sprache
sprechen. Oliver Holy, Geschäftsführer von ClassiCon, wollte Beton, kompromisslos
klare Ästhetik. Kein „vielleicht“ oder „könnte sein“, sondern ein gebautes Gegenstück
zu den Designikonen von ClassiCon. Das Innenleben bietet genügend Platz, um das
Haus wechselnden Bedürfnissen anzupassen. Die Verwaltung besteht nicht etwa aus
einem langen Gang mit Zellenbüros, graue Paneele, am Ende das Vorzimmer der Ge-
schäftsführung, sondern der Besucher steht mitten in einem Großraumbüro, das sich
nach Osten und Süden zur Landschaft fast verschwenderisch mit Glas öffnet.
Eine Wand ganz in Rot, HKS 13, die Signetfarbe von ClassiCon, steht gegen die
vornehmlich anthrazitfarbenen und grauen Ausbauten. Ein universaler Grund, vor
dem sich Möbel und Menschen wirksam absetzen. Die schlichten Leuchtkörper an
der Decke fügen sich ein und schaffen eine angenehme, unaufgeregte Lichtstim-
mung. Einzelne Arbeitsinseln, abgetrennt von schwarzen USM-Raumteilern, gliedern
den Raum. Die wenigen Stützen fallen kaum auf. Ums Eck sitzt Oliver Holy, für alle
erreichbar. Genauso bleibt das Lager im Blick. Eine Sichtluke im Treppenhaus dockt
es an die Verwaltung an wie das gläserne Besprechungszimmer auf der anderen
Seite des Treppenhauses. Ein Panoramafenster über dem Showroom bindet es an die
Landschaft. Dies ist die eine Blickrichtung, die andere geht nach innen. Beton und
mattierte Oberlichter fokussieren Gespräche. Hier wird diskutiert. Hier geht es um
Ergebnisse. Wer jetzt Frischluft will, muss einfach der Treppe folgen.
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