Logik folgt der Logistik
Wer durch das entstehende Gewerbegebiet direkt hinter der neuen Messe von Mün-
chen-Riem fährt und sieht, dass sich die meisten Bauten mehr oder weniger gesichts-
los aneinander reihen, Stile und Fassaden sich reiben wie Zement und Steine in einer
Mischmaschine, ist dankbar für jedes Projekt, das Eigenständigkeit entwickelt und
aus sich heraus wirkt. Wie das monolithische Verwaltungs- und Auslieferungsgebäude
von ClassiCon. Joachim Jürkes Architektur steht quer zum Gewerbegebiet Riem, quer
zur gereihten Materialsammlung aus Stahl und Wellblech. Statt repräsentativer Fas-
sade zur Straße nur Beton. Meterhoch. Das Firmengebäude von ClassiCon kehrt die
gewohnte Aufteilung der Firmengebäude um. Hinten ist vorne und vorne hinten. Zuerst
kommt die Anlieferung, dann folgt das Lager. Schließlich endet das Haus in einem
neuen Anfang: der breiten Glasfront mit ihren Büros und dem Blick nach Süden, zum
Landschaftspark und Richtung Alpen.
Der Münchner Architekt Joachim Jürke entwickelt das Gebäude konsequent nach den
Bedürfnissen der Benutzer. Unter einem Dach verbindet es Showroom, Verwaltung
und Auslieferung von ClassiCon. Der Logistik folgt die Logik des Hauses. Und die
braucht vor allem eine gute Zufahrt für die Anlieferung von der Straße. Siebzig
Zentimeter dicke Sichtbetonmauern bauen sich dort auf, drei Geschosse hoch,
darin eingeschnitten ein Stahltor. Dieses Gebäude will Bestand haben und nicht nur
beliebiger Teil eines Gewerbegebiets sein. Aus dem Beton geschnitten ist die LKW-
Einfahrt und die Anlieferung, ein Geviert von der Größe eines mittleren Ehrenhofs.
Betonwände und Gussglas fassen einen Raum, der Ruhe ausstrahlt, auch wenn es
mal hektisch zugeht.
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